Hans-Peter Eder                                                                                                                                                       Haidhausen, 09.11.2006

Kirchenstr. 90

81675 München

 

Leserbrief an die Süddeutsche Zeitung

Betr.: SZ vom 9.Nov.2006, (2. Stammstrecke) "Alternativen – kaum verlockend"

 

Sehr geehrte Damen und Herren der Redaktion,

liebe Leserinnen und Leser,

 

aus Ihrem Artikel über eine Veranstaltung der Deutschen Verkehrswissenschaftlichen Gesellschaft am Dienstagabend müssen wir leider folgern, dass sich hier seitens der Bahn und des Freistaates Bayern u.a. Sprecher zu Wort gemeldet haben, denen ein wirtschaftlicher Umgang mit Steuergeldern fremd ist. Es ist nunmehr an der Zeit, dass die vorhandenen Alternativen, die allesamt wesentlich wirtschaftlicher sind und für die Bewohner weniger belastend, von neutralen Sachverständigen noch einmal eingehend geprüft werden.

 

Die U-Bahn/S-Bahn-Kombi: Als Nachteil dieser Lösung werden Kapazitätsprobleme im U4/5-Tunnel gesehen und, dass komplett neue Züge angeschafft werden müssten. Eine Plausibilitätsbetrachtung der Verkehrsströme, in der berücksichtigt wird, dass viele Fahrgäste der U4/5 in die S-Bahn umsteigen oder von der S-Bahn kommen, zeigt, dass die Kapazitätsprobleme eigentlich nicht bestehen. Natürlich müssen entweder Züge umgerüstet oder, noch besser, neue Züge mit optimaler Länge gebaut werden. Das könnte aber schrittweise im Zuge der Erneuerung erfolgen. Es käme um Größenordnungen billiger als die 2-Milliarden-Röhre und würde auch noch der einheimischen Wirtschaft zugute kommen, was man bei dem bergmännischen Tunnelbau nicht unbedingt voraussetzen kann.

 

Der Südring: Die Argumente sind hier schon oft genug ausgetauscht worden und sicherlich ist ein Haltepunkt am Hauptbahnhof attraktiver als in der Poccistraße. Ein kostenbewusster privater Bauherr, der mit einem bestimmten Budget einfach auskommen muss, würde sich trotzdem die Vor- Und Nachteile noch einmal genau ansehen. Die immer wieder aufgestellte Behauptung, dass die geschätzten Baukosten von einer halben Milliarde sich wie beim Tunnel vervielfacht hätten, ist einfach nicht stichhaltig. Im Zuge der damaligen Planung konnte man am Südring jeden Meter der Strecke in Augenschein nehmen, was man vom Tunnel nicht behaupten kann. Auch ein angeblich höheres juristisches Risiko wegen der betroffenen Anwohner kann wohl angesichts der riesigen Baustellen und der weitaus größeren Zahl Betroffener in Haidhausen als Ausrede entlarvt werden. 

 

Der City-Tunnel: Dieser wäre halb so lang wie die geplante Röhre, damit wesentlich billiger und verkehrstechnisch die beste Lösung. In der Studie "München 21" wurde festgestellt, dass eine Durchbindung des Fernverkehrs unwirtschaftlich ist. Daran wird sich auch in den nächsten 100 Jahren nichts ändern. Eine Reservierung dieser Trasse für den Fernverkehr ist also sachlich falsch und juristisch nicht haltbar.

 

Als Nutzer des MVV und als Steuerzahler erwarten wir, dass die Politik in dieser Situation endlich wirtschaftliche Maßnahmen für einen "Plan B" ergreift, um die notwendige 2. Stammstrecke abzusichern.

 

 

Hans-Peter Eder

Vorsitzender der Bürgerinitiative S-Bahn-Tunnel Haidhausen